Mittwoch, 14. Mai 2008

Der Bart in der Brandung

"Die Orientierung an einer gerechten Gesellschaft bleibt genauso dran, bei uns [an der SPD], wie mein Bart dran bleibt" Kurt Beck.
(nachzuhören z.B. in MDR FIGARO, Zudeicks Woche am 25.04.08, ab 03:08 min)

Wie soll man vor dem Hintergrund dieser Worte nun die Ansage von Kurt Beck deuten, das er seinen Bart für eine Million Euro abschneiden lassen möchte?

Aber selbst ohne diese Hintergrundworte finde ich schon die Botschaft seltsam. Hier hält es ein Volksvertreter offensichtlich für sinnvoll Teile seines Körpers zum Verkauf anzubieten, um damit Gutes zu finanzieren. Ich versuche immernoch den politischen Kern dieser Botschaft zu entdecken.

Mal angenommen jemand würde Kurt Beck sogar soviel Geld für seinen Bart geben, das er damit für die nächsten 100 Jahre die Sozialsysteme bezahlen könnte. Wäre das ein Grund ihn zu wählen? Wäre das eine politische Leistung?

Ich denke nein. Mir gruselt irgendwie. Und das nicht nur bei der Vorstellung, das ein Volksvertreter meint er könne seine Partei hinter sich bringen, indem er die Orientierung seiner Partei an einer gerechten Gesellschaft mit der Existenz seines Bartes verknüpft. Es ist auch nicht allein die darauf folgende Versteigerung dieses Bartes, die mich erschauern lässt. Es ist vielmehr die Selbstverständlichkeit mit der dies geschieht und die Tatsache, das ein Volksvertreter meint er tue etwas gutes, wenn er sein politisches Renomè für eine Privatauktion verwendet, auch und gerade dann wenn damit etwas Gutes gemacht werden soll.
Was steckt da für ein Bild der Gesellschaft dahinter?

Es bleibt zu befürchten, das Menschen hinter den Aussagen von Volksvertretern eine Art Philosophie erwarten. Die Gefahr zumindest, das Politiker sich in ihren rhetorischen Luftnummern verfangen und selbst irgendwann etwas sinnvolles darin sehen, erscheint offensichtlich.