Ein einzelnes Wort hat keine Bedeutung. Erst der Satz indem ein Wort Verwendung findet gibt uns ein erstes Bedeutungspotenzial, das dann über Kommunikation fortgesetzt werden kann. Auf diese Weise prozessiert Kommunikation (aus der Sicht eines Bewusstseinssystems) eine laufende Differenz von Wörtern/Sätzen.
Bewusstseinssysteme können diese Differenz von Worten/Sätzen nutzen, um, sich daran reibend, sukzessiv zunächst ungerichtete Bedeutungspotentiale aufzubauen. Von einem "ungerichteten Bedeutungspotential" ist hier die Rede, weil die bloße Differenz von Wörtern/Sätzen noch nicht festlegt, wie diese dazu benutzt wird konkrete Wahrnehmungen der Einzelbewusstseine zu koordinieren. Gerade deswegen können wir diese laufende Differenz ja überhaupt benutzen um jeweils in eigener Sache Hinweise auszulegen, eben weil diese "Differenz für sich" ihre Auslegung und Verwendung nicht festlegt. In diesem Sinne formulieren wir Mitteilungen und beteiligen uns so an einer laufenden Sequenz, um der Differenz von Wörtern/Sätzen einen gewissen "spin" zu geben; und zwar so das unserem Gegenüber in spezifischer Weise nahegelegt wird seine Wahrnehmung (der Komunikation) auf seine Wahrnehmung (des Kontextes) zu beziehen.
Ein einzelnes Wort kann seine ihm zugeschriebene Bedeutung über den Verlauf mehrerer Sätze variieren. Denn es verändert sich die Bedeutung eines Wortes, wenn sich der Kontext (Der Zusammenhang zu vorher/nachher gesprochenen Wörtern/Sätzen xor der Zusammenhang zu gleichzeitig vorhandenen anderen Wahrnehmungen) der Verwendung verändert. In anderen Worten, durch arrangieren des Kontextes können wir mit Worten auf etwas in unserer Wahrnhemung zielen und es in Beziehung zu anderen Bewusstseinsinhalten setzen. Wir regen uns quasi durch Kommunikation ständig zu verhandelbaren Assoziationen an; ähnlich der Situation in Hypnosesitzungen, nur das es sozusagen "symmetrischer" stattfinden kann.
Als Teilnehmer(innen) an Kommunikation variieren wir durch unsere Mitteilungen die Differenz von Wörtern/Sätzen in der laufenden Kommunikation. Und über Mitteilungen können wir uns wechselseitig auf jeweils parallel wahrgenomme Kontexte dieser Differenz hinweisen. Es geht hier also nicht um Informationsübertragung, sondern um eine gleichzeitige und synchronisierte Orientierung der Teilnehmer an einem parallelen gemeinsam erzeugten Prozess; der Kommunikation.
Indem wir also mit unseren Mitteilungen die laufende Differenz von Wörtern/Sätzen variieren, können wir unsere Aufmerksamkeiten gezielt lenken, und die Anleitung dafür leiten wir ab, indem wir zunächst beobachten in welchen Kontexten die Differenz von Sätzen/Wörtern wie variiert wird.Wenn man so will können wir, durch Beobachtung der laufenden Differenz von Worten/Sätzen an uns selbst, an unserer eigenen Geschichte gemeinsam die Codierung dieser Sequenz ableiten, indem wir schauen: in welchem Wahrnehmungszusammenhang wird welcher Laut wie verwendet. Wird der Laut in verschiedenen Situationen wiederholt? und wenn ja welche Aspekte dieser Situationen unterscheiden das Gemeinsame der verschiedenen Situationen? Lässt sich so eine "spezifische Generalisierung" ableiten? Oder eben nicht? Wie auch immer. Durch diesen "Generalisierungstrick" können wir so tun als ob wir auf die Wahrnhemungen der an einer Kommunikation beteiligten Menschen zurückrechnen könnten. Indem wir aus unserer Wahrnehmung von Kommunikation und Kontext Assoziationen ableiten, die etwas Gemeinsames in verschiedenen Situationen bezeichnen und indem wir gleichzeitig dem anderen eine vergleichbare Perspektive auf seine Wahrnehmung von Kommunikation und Kontext unterstellen, können wir verstehen.
So kann jeder, der sich an solchen Sprachspielen beteiligt, also jeder Teilnehmer an einer Kommunikation seine Mitteilungen dazu nutzen, um andere auf einen selektiven Zusammenhang der laufenden Differenz von Wörtern/Sätzen (die selbst ja wahrgenommen werden muss) und davon unterschiedenen anderen Wahrnehmungen hinzuweisen. Wir können die laufende Differenz von Wörtern/Sätzen in einer Weise beobachten, bzw. variieren, das wir in der Lage sind aus dieser Sequenz (über den Vergleich unserer Wahrnehmungen) alternierende Wahrnehmungen abzuleiten, auszuwählen und in bestimmter Form, als sprachlich codierte Mitteilung wiederum zu nutzen, um die laufende Differenz Wörter/Sätze weiter zu beobachten, bzw. zu variieren. So erhalten wir als Bewusstseinssysteme ein parallel laufendes System aus Kommunikationen, mit dem wir dann schließlich "mehr" an uns ablesen können, als das wir das "aus uns selbst heraus" könnten.
Die Tatsache dass die wahrgenommene Sequenz von Wörtern und Sätzen in unserem Bewusstsein sehr vordergründig Platz greift kann uns sehr schell dazu verleiten dieser Sequenz viel assoziativen Spielraum zu opfern. Das, durch die - im wahrsten Sinne - inspirierende Kommunikation evozierte, Alternieren und Vergleichen von Wahrnehmungen passiert irgendwann scheinbar derartig automatisiert und routinisiert, dass wir uns nur schwer wieder von der irrigen Anschauung lösen können es gehe bei Kommunikation um Informationsübertragung.
Und irgendwie: Erst durch diese mehr oder weniger partiellen assoziativen Verwechlungen von sozusagen Land und Landkarte sind wir letztlich in der Lage Kommunikation, als ein uns externes (!) "Beobachtungsinstrument", für unsere eigenen Beobachtungen einzusetzen. Wir können offensichtlich über Kommunikation Formen in den Wahrnehmungen erzeugen, variieren und auch (re-)stabilisieren, die wir, je nach Resonanz im System der Kommunikationen (Gesellschaft), als Bedeutung erleben und an denen wir uns als Bewusstsein vielfältig orientieren können. Kommunikation überlagert irgendwie unsere Wahrnehmungen. Nun sind diese wahrgenommenen Formen aber nur die "Fühler des "Beobachtungsinstrumentes" Kommunikation" und nicht das zu beobachtende selbst! (Also das Fernrohr und nicht der Mond. Als Bewusstsein etwas wie Bedeutung oder Sinn als idealisiertes Etwas feststellen zu wollen ist demnach etwas merkwürdig, denn wir würden so den seltsamen Versuch unternehmen den (bzw. uns mit dem) "Fühler" eines Beobachtungsinstrumentes zu identifizieren, würden ihn so feststellen und das Beobachtungsinstrument damit lahm legen. Oder weniger wertend ausgedrückt: wir würden eigene Kontingenz (also Komplexität) technologisieren, routinisieren und so wenn man so will deren Entscheidbarkeit mehr oder wenig er weit in den Hintergrund rücken)
Einen ersten Hinweis auf eine Auflösbarkeit solcher Schwierigkeiten bringt die Annahme ins Spiel, dass Konstanzphänomene selbst auf einer variablen Ebene gründen. Man kann so darauf kommen zu hinterfragen ob nun Konstanz oder Variabilität zu bevorzugen ist, um dann wiederum vor der Frage zu stehen ob das Schema Kontant/Variabel selbst nun zum Dauerproblem wird. Klassisch wird Konstanz in Richtung auf Sicherheit interpretiert und dann bevorzugt. Aber genau diese Bevorzugung wird in vielen Bereichen immer unplausibler. Man kann sich immer mehr Horrorszenarien ausmalen, die gerade durch das Pochen auf Konstanz zustande kommen. Das macht unsere Gesellschaft unsicherer (im allgemeinen Sinne von instabiler), allerdings macht es sie dadurch auch anpassungsfähiger.
Das Erleben einer "Bedeutungskonstanz" erklärt sich für unser Bewusstsein, wie auch bei Konstanzphänomenen der Wahrnehmungsmedien, durch die Relationierung der Elemente zueinander in der Zeit(!) und nicht aus der absoluten Aktivität der Einzelelemente zu bestimmten Zeitpunkten.
Klassisch werden "Bedeutungen-an-sich" durch die Unterstellung mehr oder weniger erreichbarer Perfektionszustände idealisiert. Das führt dazu das allzu schnell in Soll/Ist-Mustern gearbeitet wird an denen dann nicht mehr gut erkennbar ist, das beide Seiten (Soll und Ist) kontrolliert werden und vor allem Rechtfertigung finden müssen. Auf der Sollseite verfestigt sich so allzuschnell ein Ziel das sich durch Idealisierung von seiner Istseite frei macht. Imaginierte Perfektion (und wenn sie nur angestrebt wird), in welcher Form sie auch immer ins Feld geführt wird, sei es moralisch, wissenschaftlich, wirtschaftlich usw., hat einen Effekt: Sie immunisiert die Sollseite gegen Widerstände der Istseite. Man merkt so vielleicht weniger gut, das Soll/Ist (bzw. auch Zweck/Mittel)-Schemata nicht das grandioseste Erkenntnisinstrument des Bewusstseins sind.
"Feste Bedeutungen" sind auch nicht etwa selbst ein Beobachtungsinstrument und sie taugen auch nicht gut als eine wünschenswerte Zielrichtung der Verwendung von Kommunikation. Ja es ist nicht mal sinnvoll so zu tun als ob man sich unmittelbar auf erlebte Bedeutungen verlassen könnte (strukturell ist das sowieso nicht möglich).
Erlebte Bedeutungen sollten demnach nicht als Kulminationspunkte eines Reflexionsprozesses aufgefasst werden. Vielmehr sind sie für uns der Einsatz, den jedes an Kommunikation beteiligte Bewusstsein an sich selbst kondensiert und den es feilbietend einsetzen kann um sich auf die ein oder andere Weise über Sprache an Kommunikation zu binden und so seine Wahrnehmungen zu sortieren. Nur durch die Beteiligung an Kommunikation, letztlich an Sprachspielen, kann ein Bewusstsein Einfluss auf das Gesamtsystem aller Kommunikationen, nämlich die Gesellschaft selbst, nehmen. Und diesen Einfluss macht es geltend indem es seinen Einsatz (nämlich seine sich als Bedeutungen kondensierenden unbewussten und bewussten Bewertungen) dazu nutzt entweder die Sprachspiele zu identifizieren (also zu stabilisieren) oder sie (die Sprachspiele) in Frage zu stellen (und damit zur Disposition zu stellen). Und um diesen Einsatz wird es unaufhörlich ringen, denn dieser ist es der es zu dem macht was es Mensch nennt.
Ein Problem das ich dabei sehe und dessen Grund ich in der Abstraktheit dieser Sachlage vermute (ich möchte es nochmal etwas anders formulieren) ist: Das Erleben von (durch Kommunikation inspirierter) Bedeutungen wird scheinbar vielfach derartig als realer Kulminationspunkt eines reflexiven Subjektes erfahren, das sich viele Bewusstseine direkt mit diesem identifizieren. Bewusstseine die das tun verlieren aber in dem Maße auch aus dem Blick, das Bedeutungen Kondensate des Bewusstseins sind, die ihre Form der Auseinandersetzung mit Kommunikationsprozessen verdanken, also extern angeregt sind. "Direkt" erlebte Bedeutungen sind vielmehr komplexe unbewusste Bewertungsprozesse des Bewusstseins, die sich auf Kommunikation beziehen.
Mit anderen Worten diese Bewusstseine, die sich vorschnell ihren unbewussten Bewertungsformen hingeben, die werden sich ihre Bewusstheit wahrscheinlich vorschnell und unreflektiert mit "Second-Hand-Artikeln" einrichten. Das wiederum erzeugt meiner Ansicht nach Reflexionsprobleme in höheren Kommunikationssystemen (Organisation und Gesellschaft. Im Unterscheid zu Interaktionen) und das wiederum führt in weit differenzierten Kommunikationen zu letztlich (oder zuallererst) selbstprovozierten Identifikations-, bzw. Reflexionsproblemen der alle Kommunikation tragenden Bewusstseine.
Eigentlich müssten erlebte Bedeutungen erst als solche (nämlich als mehr oder weniger unbewusste Bewertungen von Kommunikation) unterscheidung finden, damit ein Bewusstsein überhaupt eine Chance hat sich nicht versehentlich (sondern kontrolliert) selbst mit der Kommunikation zu verwechselt. Erst wenn diese Verwechslung (die ja in einem gewissen Sinne orientierungsnotwendig ist) entsprechend beobachtet wird, so scheint mir, kann ein Bewusstsein seinen naiven/unbewussten Bewertungen (Bedeutungen) bewusste Bewertungen entgegenstellen, und so kann es dann besser gerüstet Kommunikation vorantreiben. Vielleicht bin ich aber noch zu romantisch. Ich habe nämlich das Gefühl, das wir ein unfassbar potentes Beobachtungsinstrument (nämlich Kommunikation) auf eine geradezu realsatirische Weise benutzen. Um es zum Schluß noch etwas etwas seltsamer auszudrücken. Wir spielen die Bauern, die das Feld unseres Bewusstseins beackern und ihre Ernte mit dem Dreschflegel bearbeiten, während am Rande des Feldes ein High-Tech-Mähdrescher steht, der allerdings, weil uns die Dreschflegel so sehr beschäftigen, in seiner Funktion unerkannt, lediglich dazu benutzt wird an ihm nach der Arbeit die Dreschflegel bis zum nächsten Morgen aufzuhängen. Sei`s drum.