Jeder kann sein eigenes Verhalten daran orientieren, daß und wie sein Verhalten von anderen beobachtet wird. (vgl. Beobachtung zweiter Ordnung, z.B. http://tinyurl.com/y88ugeu , S.313)
So weiss zwar keiner was im Kopf seines Gegenübers vorgeht und wie er dort von diesem wahrgenommen wird, aber jeder kann unterstellen, das er wahrgenommen wird. Er kann unterstellen: So wie er sein gegenüber zwar nicht unter die Oberfläche schauen kann, so kann er aber eben diese Oberfläche auf Veränderungen hin beobachten; er kann Bewegungen, bzw. die Motorik des anderen wahrnehmen (und die Bewegung des Armes ist ebenso eine motorische Koordination eines Systems wie die Bewegung der Stimmlippen. Einen-Baum-fällen und ein-Flüstern-im-Walde haben eine Gemeinsamkeit: Beides sind motorische Aktivitäten eines Systems. Beim Lesen dieses Textes beobachten Sie -wenn man so will- meine vergangene motorische Aktivität über einer QWERTZ-Tastatur, bei dem Versuch Sprache als generalisierendes Medium anzuspielen, um so wiederum meinen Gedanken eine mehr oder weniger von Anderen lesbare schriftsprachliche Form in diesem Blog zu verpassen).
Wenn es oben heisst: Jeder kann sein eigenes Verhalten daran orientieren, daß und wie sein Verhalten von anderen beobachtet wird; dann impliziert das: Jeder an einer Kommunikation beteiligte Beobachter hat als Auswahlbereich für Zuschreibungen natürlich nur die Prozesse des ihn tragenden Systems zur Verfügung. Das heisst konkret bei Zuschreibungen eines psychischen Beobachters geht es immer um jeweils interne Assoziationen eines psychischen Systems. Und in diesem Sinne kann z.B. ein Beobachter, der in einem psychischen System zwischen System/Umwelt und Alter/Ego unterscheiden kann, in seinem Verhalten (in "seinen" Operationen) auf verschiedene Weise Zurechnungsschwerpunkte wählen. 1. Zuschreibung auf das eigene System (eigene Handlung). 2. Zuschreibung auf ein anderes System (fremde Handlung). 3. Zuschreibung auf Umwelt (eigenes Erleben). 4. Zuschreibung auf die Umwelt eines anderen Systems (fremdes Erleben). (vgl. "Theorie symbolisch generalisierter Kommunikationsmedien" und "Attributionstheorie"). Solche Zurechnungsschwerpunkte variieren im Einzelfall mit den verschiedenen Welt-, bzw- Selbstsimplifikationen der psychischen Systeme , aber die Beobachtung als Handlung und Erleben läuft dem Verhalten (besser: den Operationen) des beobachtenden Systems sozusagen prinzipiell hinterher (auch wenn natürlich -in gewisser Weise parallelgeführt- normative und. kognitive Erwartungen an eine Zukunft simulatan möglich sind und verhaltenswirksam werden).
Der geneigte Leser wird zweierlei bemerkt haben. 1: Der Begriff des Beobachters wird vom Systembegriff unterschieden; in dem Sinne nämlich, das Beobachter hier eher als dissipative Strukturen (Mehrzahl!) gedacht werden, die innerhalt eines umfassenderen Systemzusammenhanges operieren (nicht z.B. als Strukturen mit lagem weissen Bart). Ein System beherbergt sozusagen verschiedene Beobachter. Und 2: das hier nach einer Zuschreibung nicht mehr von Verhalten, sondern von Hanldung (bzw. Erleben) gesprochen wird. Das soll hinweisen auf einen Unterschied zwischen Operationen, die einen Beobachter realisieren und Operationen, die dieser Beobachter wiederum unterscheidet. Verkürzt kann man das ganze vielleicht verstänlich machen, in dem man sich eine Art Genotyp/Phänotyp-Unterscheidung vorstellt, die relevant wird, wenn wir uns als Beobachter selbst beobachten. Letztlich soll aber einfach auch heftigst unterstrichen sein, das es keine objektiven Handlungen (bzw. Erleben) gibt; das es also keine konkrete Zuschreibung von Verhalten (Systemoperationen) als Handlung oder Erleben gibt, die von verschiedenen psychischen Beobachtern als gleich attribuiert unterstellt werden kann; schon weil es sich immer um gleichzeitige, räumlich und historisch differente Perspektiven auf Wirklichkeit (nicht auf objektive Realität) handelt. Es geht daher um Kongruenz von Zuschreibungen hin auf eine Art imaginäres Modulo. Es geht nicht um die Equivalenz von Zuschreibungen, es geht nicht um mehr oder minder transzendente Zuschreibungen aufeinander, die am besten auf eine (wie immer partielle) Strukturgleichheit der Systeme hinauslaufen sollten. Es geht nicht um Gleichheit, sondern um den Unterschied. Der Unterschied ist es, der es überhaupt ermöglicht nach Gleichheit zu fragen; es ist nicht die Gleichheit, die den Unterschied sichtbar macht. Und nur so ist ja eine Koordination zweier sich wechselseitig beobachtender Systeme denkbar: wenn man eine Strukturungleichheit der beteiligten Systeme und ihrer jeweils perspektivisch und historisch fokussierten Beobachter unterstellt. Wie sollte man sich auch eine laufende Koordination zweier Systeme vorstellen, wenn man sich das Resultat gelungener Kommunikation als Strukturequivalenz dieser Systeme (oder auch nur der Zuschreibungen ihrer Beobachter) vorstellt? Das würde ja auf irgendeine Art Endstand hinauslaufen. Das Gegenteil ist der Fall, Kommunikation produziert immer neue Unterschiede.
Insofern unterstellt man: es gibt so etwas wie mehr oder weniger diffuses zunächst unkoordiniertes Verhalten von organischen Einzelsytemen. Wenn diese Einzelsysteme dann aber anfangen einander auf ihr Verhalten hin zu beobachten, dann geriert dies laufend Assoziationen, Zuschreibungmuster und Erwartungen, die wiederum Rückwirkungen auf das Verhalten konditionieren, was dann wiederum die Beobachtungen verändert usw.. Dieser laufende Prozess lässt psychische Systeme, als durch Kommunikation konditionierte und sich fortschreibende Assoziationsgebilde in Organismen, ein Eigenleben entwickeln. Anders ausgedrückt: Die Organismen werden schließlich im Laufe gegenseitiger Irritation Umwelt von psychischen Systemen, die sich ausdifferenzieren als sich selbst modulierende Interferenzphänome sich wechselseitig irritierender organischer Systeme; und in diesem Sinne sind psychische Systeme sowas wie Inter-Resonanzphänomene (vgl. Interpenetration). Sie sind damit etwas, das nicht in einem Organismus verortet werden kann, ...etwas das überhaupt nicht verortet werden kann, etwas das in diesem Sinne ein reale Utopie ist.
Wie auch immer.... dadurch das alle Einzelsysteme ihre Zuschreibungen auf eine jeweils eigene ungewisse Konstruktion der Umwelt (und den darin verorteten Anderen) projizieren, entsteht sozusagen ein imäginärer Raum für gegenseitige Konditionierung (Wirklichkeit). Und dieser Raum ist, so kann man sagen, die Umwelt für ein anderes, ko-evoluierendes, nicht-psychisches, aber ebenso autopoietisches System höherer Ordnung: der Kommunikation (,die psychische Systeme aus dem Organischen herauszieht; So wie der bekannte Baron, gewiss nur am eigenen Schopf, nicht nur sich selbst, sondern auch sein Pferd mit aus dem Sumpf zog).
Wenn man so will formieren die psychischen Systeme -während sie kommunizieren- durch eine jeweilige Inhibition/Desinhibition ihrer internen Freiheitsgrade, Assoziationen ..., Zuschreibungen, die in dem Maße Orientierung bieten können, als das diese zwar durch die psychischen Systeme erzeugt werden, nicht aber durch diese kontrollierbar sind (also in den Systemen zwischen System und Umwelt unterscheiden können); imaginäre Formen, die, getriggert durch und abhängig von Kommunikation eine kooperative gestaltende Orientierung (Z.B. durch Geschichten) möglich und immer nötiger machen.
Ich denke so in etwa sollte man sich eine Vernetzung von psychischen Systeme über Kommunikation vorstellen (In diesem Punkt finde ich die moderne Soziologie völlig überzeugend). Bewusstsein inspiriert sich in Gesellschaft und Gesellschaft kultiviert sich an Bewusstsein.