Wenn 10% (oder gar weniger) der Deutschen 90% (oder mehr) des Geldes besitzen, dann ist Umverteilung doch ein massives Inflationsrisiko, oder?
"Wenn man in die Geschichte zurückguckt, dann sieht man wie Inflationen entstehen. Sie entstehen dadurch, das es einen Druck auf die Preise, meistens über die [steigenden] Löhne, gibt; d.h. von unten über die Nachfrage." (Klaus von Dohnanyi bei Anne Will, 16.05.2010, ab 06:20)
Könnte man daraus zurückschließen das einzelne Superreiche (wegen ihrer hohen "Sparquote") in einer Wirtschaft ein immenses "(Geld-) Wachstum" ohne ein entsprechendes Inflationsrisiko ermöglichen?
Die Mittelschicht wegsterben zu lassen könnte man dann sehen als Kolateralschaden einer Wirtschaftpolitik, die sich sehr sehr schnelles Wachstum auf die Fahnen geschrieben hat.
Der Gedanke wäre: Wenn die am Markt verfügbare Geldmenge schneller steigt als das durch eine reale Produktivitätssteigerung gedeckt ist, dann gibt es Inflation. Ausser man verteilt das zusätzliche Geld auf eine kleine Gruppe von Superreichen, die das zusätzliche Geld nicht mehr "real" einsetzen (so im Alltag den Markt nicht mit Geld überschwemmt und damit kein Inflationsrisiko zu sein scheint), sondern die dieses Geld in einer Art Spielcasino sich gegenseitig hin und herschieben und damit ihr Ego streicheln. Praktisch verlässt dann das Geld die Bank ja nicht. So könnte man zumindest theoretisch denken.
Tatsächlich scheint Geld auf diese Weise nicht im Zaume zu halten, schon weil natürlich auch Nicht-Zahlungen, eventuelle Zahlungen, usw. Einfluss auf das Wirtschaftssystem haben. Trotzdem kann man auch beobachten, das die Sparquote mit steigendem Einkommen stark anteigt. Und damit bleibt folgende These interessant:
Je mehr eine Wirtschaft nur buchhalterisch wächst, ohne ein reales Wachtum der Wertschöpfung, desto näher liegt der Gedanke, das Politik mit Superreichen (eben wegen ihrer hohen Sparquote) als Inflationspuffer rechnet. Für den Moment mag das auf dem Papier befriedigen. Das Problem dabei wäre aber, dass man auf Dauer sozusagen den "Mittelstand" auf dem Altar des Wachstums opfern muss, um Inflation zu vermeiden.
Das die oft zitierte Einkommenschere in der Gesellschaft immer weiter aufgeht, das kann man also auch wirtschaftspolitisch anders deuten. Auch wenn ich nicht unterstellen möchte, dass es ein politischer Plan ist, immer mehr (Buch- und Finanzspekulations-) Wachstum, zur Not ein fantasiertes Wachstum, zuzulassen und dabei bewusst den Mittelstand zu opfern. Das ist es bestimmt nicht. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass die Freude über schnelles Wachstum blind macht für die dunkle Seite des Wachstums und man billigend, ohne den Zusammenhang präsent zu haben, in Kauf nimmt, dass da eben andere Probleme z.B. mit dem Mittelstand auftreten. Diese Probleme werden dann nicht auf die vermeintlich "guten" Mechanismen zurückgeführt, die das Wachstum ja so prima katalysieren. Da versucht man sich als Politiker dann lieber anders (meist symbolisch) zu engagieren, um sich selber nicht widersprechen zu müssen.
Das ist natürlich alles viel zu verkürzt dargestellt und auch kann man nicht von einem wirklich durchdachten Text sprechen. Trotzdem finde zwei sich ergebende Fragen sehr interessant, und ich denke nun nicht ganz ungerechtfertigt: "Sind Superreiche ein Inflationspuffer?" und "Können wir dann die Einkommensschere garnicht weiter zu machen ohne nicht Inflation zu provozieren?"
Update: Hier nochmal etwas anders formuliert.