Denkt vielleicht das nächste Mal wenn Ihr jemanden von Überbevölkerung sprechen hört daran, dass das sehr relativ und perspektivisch formuliert ist. Und zwar aus einer Perspektive, die sehr wenig Fantasie hat. Eine Perspektive, die nicht sehen kann, dass es psycho-soziale Probleme sind, die uns letztlich am meisten bedrohen. Ja, z.B. die realen Hungertoten jeden Tag, die werden im Prinzip ermordet. Von der Art und Weise, wie wir als MEnschen so drauf sind. Wer von Überbevölkerung spricht, das muss man so sagen, der impliziert im Prinzip auf die eine oder andere Weise: "Es gibt überschüssige Menschen, weil unser System eben so ist wie es ist. Nicht das System ist falsch, die Menschen sind über" Bin ich der einzige, dem das nicht nur komisch, sondern oberfaschistoid vorkommt? Ist es nicht zu tiefst deprimierend zu sehen wie dieser BEgriff aufgenommen wird, wenn man doch sehen kann, dass es nicht die Wirtschaftskraft ist an der es fehlt und es fehlt auch nicht an Landmassen, bzw. das kein Raum mehr da wäre, der nicht besiedelt werden könnte. Ja, nicht einmal geht es um zu wenig Süßwasser. Beim Süßwasser wird der ein oder andere jetzt vielleicht gezuckt haben, weil er insgeheim doch sich hat überzeugen lassen, das davon nun wirklich zu wenig für alle da ist. Aber auch das. Mit gegebener Technik, gegebener Wirtschaftskraft und gegebener Eingeübtheit der Menschen in organisationale Prozesse auch das ist insofern heute kein Problem. Wir können halt nicht so weiter machen wie bisher …. und sollten vielleicht hier und da mal die Augen aufmachen. Letztlich scheinen wir den harten Aufschlag des schon lange auf uns zukommenden gesellschaftlichen Problems wirklich zu brauchen, um als Gesellschaft eine gewisse Fantasie und Veränderungsbereitschaft zu entwickeln die vorhandenen Mittel einfach mal anders einzusetzen und dabei als GEsellschaft ein anderes Bewusstsein zu entwickeln. Also freut Euch drauf. Mit den Möglichkeiten heute kann es sehr sehr viel besser für alle werden. Letztlich weiß ich vieles natürlich nicht. Aber was ich weiss ist: Bestimmte Probleme - und dazu gehören die wichtigsten - gibt es nur in unseren Köpfen.
- update: 20.03.2016
Gerade habe ich eine Reaktion auf meinen Text auf Twitter gelesen:
"genau, lasst uns zugunsten der Menschen auch noch die letzten Biotope vernichten :(" https://twitter.com/katrinhilger/status/711437102735618048.... ich will das einfach mal so stehen und wirken lassen. Nicht das mir nicht klar ist, dass es keine Lösung für das oben angedeutete Problem gibt. Aber, dass das Problem sozusagen ein kulturelles Problem ist und kein naturgesetzliches, das kann man wohl nicht leugnen. Natürlich ploppen bei der Problemstellung abertausende Gründe auf, warum es naiv ist zu sagen: Es gibt genügend Platz und Wirtschaftskraft, bzw. Technologie auf dem Planeten, dass kein Mensch leiden müsste. Aber alle Gründe betreffen uns als Spezies und werfen ein Schlaglicht darauf wie wir miteinander umgehen und was wir voneinander halten, pathetisch formuliert: welche Werte wir preferieren. Der Kommentar eben sagt z.B.: "Ok, es kann nicht sein, dass wir den Naturschutz riskieren für ...". Und so sind natürlich unzählige Kommentare möglich. "Es kann nicht sein, dass wir die Organisation unserer Wirtschaft oder Politik ändern, für ...", "Es geht einfach nicht, weil der Mensch an sich einfach zu schlecht ist", "Es geht nicht, weil der Planet oder die Atmosphäre ist zu klein...." Unendliche Formulierungen sind möglich, aber alle sagen nichts über den Planeten oder über die tatsächliche und defakto vorliegende Leistungsfähigkeit der Menschen, sondern unterstellen, dass die erbrachten gesellschaftlichen Leistungen (Brötchen, Rechner, Sozialversicherungen, Materialwissenschaften, Ingeneurtum, Kreativität, Lebensqualität...) letztlich nur möglich sind, in einem System das wirtschaftlich und politisch eben so ist wie es ist. Und das halte ich eben für reaktionär. Auch wenn es richtig wäre, dass es eben nur so geht, wie es eben heute geht; auch dann würde es nur eine Aussage über den Homo Sapiens sein, nicht über seinen Planeten. Als letztes Gedankenexperiment kann man sich noch einen Ausserirdische vorstellen, der bei uns vorbeifliegt und mal kurz checkt was hier Phase ist. Was würden der sehen? Der würde mehr oder weniger bröcklige Inseln von Wohlstand sehen, deren Luxus sich auf der krassen Ignoranz gegenüber anderen Menschen/Tieren in anderen Teilen des Planten baut. Auf der einen Seite eine durch Krieg und Moral gestützte und rücksichtslose Überschuss und Konsum-, bzw. Wegwerfgesellschaft und auf der anderen eben dadurch destabilisierte, wirtschaftlich und politisch geknebelte Gesellschaften und verhungernde und oder im elebend lebende Menschen.
Was wird der denken? Es ist nicht unwahrscheinlich, dass er Mitleid empfinden wird. Mitleid mit einem Primaten, dessen individuelle kognitive und reflektive Leistungen, seinem sozialen Vermögen und vor allem seiner Selbsteinschätzung dramatisch und auf vollends abwegigem Terrain hinterherhinken. So dramatisch, das er sich und andere auf dem Planeten als künftige Spezies nachhaltig schädigt.