Erst wollte ich den Text "Die gehirngefickte Gesellschaft" nennen, aber dann dachte ich formuliere das erstmal noch ruhiger. Wie auch immer:
Wir leben längst selbstverständlich in einer Lebenswelt, die auf die ein oder andere Weise durch PR-Agenturen beschrieben wird. Die öffentliche Meinung ist großflächig mit PR-Konstrukten möbliert und bewohnt, die unsere Aufmerksamkeit für bestimmte Interessen einzubinden versuchen.
Man kann den Eindruck bekommen, dass dies in den letzten 30 Jahren derart intensiv und erfolgreich stattgefunden hat, dass rein rhetorisch angesetzte Pseudologiken die Gedankenwelt der Menschen beschäftigen. Weltbilder sind derart durchflutet von schlau klingendem und mit Autorität vorgetragenem Bullshit, dass die Menschen vielfach keinen Gedanken mehr um nur zwei Ecken denken können, ohne eine Autorität zu fragen.
Die letzten 30-40 Jahre sind eine Zeit, in der die Aufklärung ihrem Ende entgegengeführt wird. Die mächtigsten Kommunikationsmedien sind entstanden und haben die Gesellschaft durchdrungen. Doch die Technologien werden quasi wie eine Waffe, sozusagen eine PR-Waffe, systematisch auf das Publikum angewendet. Mit dramatischem Erfolg und entsprechenden Folgen.
Das Ergebnis von Denkprozessen ist abhängig davon, in welchem Rahmen, mit welchen Metaphern usw. ein Problem vorgestellt und beschrieben wird.
In den letzten Jahren ist beispielsweise quasi alles zur Marke, zum Label geworden, das sich kommunizieren und erfolgreich darstellen muss. Auch Menschen. Und alles, was Menschen sagen, wird im Zweifel wie ein Werbeslogan behandelt, mit dem man die Marke die ein Mensch ist identifizieren und auf Authentizität beobachten/kontrollieren kann.
Wenn die Logik erst einmal greift, dann liegt es nahe, in schweren Konfliktsituationen, in denen sich alles auf die Parallelschaltung von Unschuld/Schuld, Wahrheit/Irrtum und Gut/Böse zuspitzt, alles, was Menschen äußern, daraufhin zu kontrollieren und zu beurteilen auf welcher Seite jemand steht. Das kann ja ggf meine Marke schlecht beeinflussen....
Wir können uns alle nicht hinter die Stirn gucken. Und in emotional angespannten Konfliktsituationen, in denen es schwerwiegende soziale Folgen haben kann, in der Rolle des Irrenden/Schuldigen/Bösen angesprochen zu werden, entsteht ein richtiggehender Drang, sich aktiv von dieser Seite abzugrenzen (und damit den Rahmen ironischerweise zu stabilisieren). Je nachdem, wie hoch der soziale Schaden ist, der ggf. durch eine Exklusion droht, wird der Drang groß, zu signalisieren, dass man auf der richtigen Seite steht.
Wenn wir uns nun wie selbstverständlich als Menschen mit diesen kruden Labels und ihren emotional angelegten Triggern ansprechen, und uns dami identifizieren, dann sagen wir unsere Slogans auf, mit denen wir in unserer bevorzugten Gruppe (Stamm) unsere Anerkennung "verkaufen" können ung gut.
Logischerweise wird in diesem Weltbild ein Spiel daraus, dass Menschen und nicht Ideen als zu bekämpfende Problem erkannt werden. Was ein riesiges Problem des Denkens von Menschen ist.