Samstag, 28. Juni 2008

Was braucht man um ein Fan zu sein?

Also, zunächst wäre da ganz klar der unerschütterliche Glaube, das die bejubelte Mannschaft es irgendwie verdient hat zu gewinnen (nicht etwa weil die anderen so schlecht waren). Dieser Glaube an einen verdienten Sieg impliziert wiederum irgendwie Wissen um eine Sachlage (er wird zumindest durch dieses steigerbar). Dieses Detailswissen darf nun aber nicht zu der Einstellung führen, das dann eben jeweils der bessere Gewinnen möge (wenn man Fan bleiben will). Man muss schon gewinnen wollen. Selbst und gerade dann, wenn es der Sachlage nach nicht verdient ist. Das ist schön zu sehen an Betroffenheitsgesten von Fans.

Mein Punkt ist aber das man scheinbar seine Erwartungen derart zu Ansprüchen verdichten kann, das man damit den Mut gewinnt sich z.B. durch mehr oder weniger selbstbewusst prognostizierte Spielergebnisse, mehr oder weniger als Fan zu disponieren. Soetwas wird sicher durch ein Detailswissen um das bejubelte Szenario verstärkungsfähig. Detailswissen scheint es dem Fan in gewisserweise zu ermöglichen das Gefühl von Sicherheit und Spannung gleichzeitig zu steigern. Vielleicht weil es ihm so möglich ist durch Detailwissen seine Position in der Fangemeinde zu stabilisieren, indem er dieses nutzt um anschlußfähige Interpretationen zu erzeugen, die es wiederum anderen Fans erleichtern sich in Ihren Ansprüchen zu stabilisieren. Wichtiger am Detailwissen dürfte aber sein dadurch Favoriten ausmachen zu können. Auch und gerade wenn der Gegner der bejubelten Mannschaft als Favorit ins Spiel geht, müssen die eigenen Ansprüche nicht auf Erwartungen zurückgeführt werden, sondern indem man den Gegner als Favorit setzt, beginnt scheinbar das Durchhalten als Fan eine besondere Attraktivität zu entfalten. Denn nun ist es möglich die Betroffenheit bei einer Niederlage im Zaun zu halten und die Betroffenheit bei einem Sieg als exzessive Feier zu gestalten. Das scheint umso anspruchsvoller zu werden, je weiter die Möglichkeit verloren geht einen Favoriten überhaupt zu erkennen. Das könnte erklären warum jeder - wie auch immer anonyme - Fan einen Sachverhalt zumindest deutlich verdrängt. Nämlich die Tatsache das in hohen Ligen ein derart ähnlicher Leistungsstandard erreicht ist, das es zumindest schwer fällt zukünftige Ergenisse aus bisherigen Ergebnissen abzuleiten und sich mit diesem Trick plausibel zu halten, das der Erfolg der bejubelten Mannschaft auf diese auch zurückzuführen ist. Demensprechend kann man beobachten, das der "moderne" Fan, eher ein Fan ist der sozusagen eine Wette auf eine Feier plaziert, als ein Fan der sich (trotz Kommentatorphilosophie) an lebensweltlichen Zusammenhängen orientiert auf das Jubeln kapriziert (in kleineren lebensweltlichen Zusammenhängen möchte man fast vermuten: sich auf das Jubeln zu verpflichten).

Natürlich ist es immer möglich Fan zu bleiben. Nur darf die Frage nicht aufkommen warum. Oder sie kann eben nur auf einem Generalisierungsniveau beantwortet oder besser kommentiert werden, das langsam die Plausibilisierungskriterien von Poesie und Lyrik auf sich zieht.