Montag, 12. Oktober 2009

NumaRete CCD

Zur Nobelpreisverleihung an den CCD-Erfinder kam mir nochmal eine ältere Idee in den Sinn, die ich immernochnicht verwirklicht sehe. Und weil die Idee eigentlich ganz pfiffig ist, wundert es mich, das diese nicht schon noch pfiffiger umgesetzt wurde.

Die letztlich geniale Erfindung einer CCD-Matrix müsste sich doch leicht mit der Idee der NumaRete verbinden lassen. Die NumaRete ist ein vereinfachtes Retinamodell, das zwei Matritzen von Photozellen übereinander so verknüpft, das man daran bestimmte Kontrastphänomene visueller Wahrnehmung sehr leicht nachvollziehen kann. Die NumaRete kann mit zwei Ebenen von vernetzten Matritzen das Prinzip der lateralen Inhibition exemplifizieren. (vgl. “lateral inhibition”. This theoretical principle was exemplified in a parallel computer known as the “Numarete” (see Figures 3 & 4 from Halacy, 1965).)

Es handelt sich bei einer NumaRete um eine einfache Maschine in der zwei übereinandergelagerte Ebenen von Photozellmatrizen so miteinander verknüpft sind, das, durch die Irritation der oberen Ebene, auf der unteren Ebene die Umrisse von Objekten unterschieden und gleichzeitig gezählt werden. Die NumaRete ist eine Maschine, die in den 60ern des Letzten nach dem Vorbild einer Froschretina entwickelt wurde und die Objekte, die auf der oberen Photozellmatrize liegen sozusagen auf einen Blick (!) zählen kann.

Dazu: "Das Prinzip der undifferenzierten Kodierung, dem psychophysiologische Erkenntnisse von Gustav Theodor Fechner und Wilhelm Weber zugrundeliegen, die experimentell den Zusammenhang von physischen Reizen und Empfindungen untersuchten, war ein wesentlicher Motor für die Forschungsarbeiten und Experimente, die Heinz von Foerster an seinem 1958 in Chicago gegründeten Biologischen Computer-Laboratorium anstellen ließ. Dort wurden unter anderem die ersten Parallelcomputer entwickelt. Das erste dieser Geräte hatte den Namen NumaRete. Es war eine RETina, die NUMbers, also Zahlen, sah. In der ersten Version bestand es aus einem Quadrat von 20 mal 20 Photozellen, deren ,,post-retinales" Netz die Anzahl der aufgetretenen ,,Störungen" berechnete, das heißt, von Gegenständen, die sein Gesichtsfeld behinderten. Die Registrierung der puren Anzahl von Störungen war natürlich völlig unabhängig von der Form der Gegenstände und auch weitgehend unabhängig von der Intensität der Beleuchtung. John von Neumann besuchte das Laboratorium gerne, um mit NumaRete zu spielen und es mit einer Brezel zu verwirren, in deren Öffnungen er Geldstücke gedrückt hatte. Das erste Gerät konnte 50 Gegenstände wahrnehmen, eine spätere Version bis zu 400 Gegenstände in wenigen Millisekunden. ." (Quelle: www.weisses-rauschen.de )

und... .

"Diese Maschine bestand aus vierhundert kleinen Fotozellen, die im Quadrat von zwanzig angeordnet waren. Wenn du auf dieses quadratische Fotozellensystem irgendwelche Gegenstände gelegt hast [...] hat die Maschine unabhängig von der Beleuchtung und unabhängig von der Grösse, der Position und der Form dieser Gegenstände die Anzahl der Gegenstände ausgerechnet." (Quelle: http://beat.doebe.li/bibliothek/w01267.html)

Um es anders auszudrücken: Durch eine einfache Verknüpfung von zwei CCD-Matritzen könnte man schon auf einer Hardwareebene (also sehr schnell und parallel) verschiedene Objekterkennungsprozesse laufen lassen. Das, was vor 50 Jahren schon John von Neumann erquickte, nämlich die Fähigkeit der NumaRete Objekte auf einen Blick (und nicht in einer Sequenz von Operationen) zählen zu können (und dabei auch eine Brezn, als Einheit registrieren zu können), das ist doch bei heutiger Hardware noch viel extremer erquickend!

Vielleicht habe ich aber eine entsprechend vorhandene Idee, die dieses Modell technisch zeitgemäß ausarbeitet einfach noch nicht wahrgenommen. Oder mein Begriff von "interessant" ist zu eng gefasst. Wie auch immer, die NumaRete ist ein wunderbares Modell, das so oder so zu unrecht unbekannt ist; mindestens für die Pädagogik verkörpert die NumaRete einfach ein superprägnantes Modell, das offensichtlich als solches unterschätzt wird.