Samstag, 4. Oktober 2014

Ethik des Überlebens

Stellt Euch vor, da ist eine Gruppe unserer Vorfahren. Sehr entfernte Vorfahren; Sagen wir welche die 1000000 Jahre vorgefahren sind. So eine Gruppe läuft dann da so mehr oder weniger ansässig herum, sie hat ein begrenztes Nahrungsangebot und arbeitet logischerweise daran, damit die Nachfrage zu befriedigen. Nun ist unsere Gruppe harten Zeiten ausgesetzt. Es ist gerade soviel da, die Nährstoffbedürfnisse aller aufsummiert, dass es immer knapp bleibt; ohne Aussicht auf Besserung. Wie soll nun die Gruppe die Nahrung unter sich verteilen? Ist das ein ethisches Problem? Gibt es eine Lösung? Nein, eine Lösung gibt es nicht, aber es gibt viele Lösungen. Und das deutet schon mal darauf hin, dass es ein ethisches Problem werden könnte.

Nun, könnte ein Affe anfangen: wir machen es so, dass die Nahrung in gleichen Teilen für jeden verteilt wird. Das ist gerecht. Nein, sagt ein anderer: Das ist vollkommen ungerecht, denn es gibt gute und schlechte Nachrungsverwerter unter uns, Affen also, die mit der selben Menge an Nahrung unterschiedlich lange auskommen. Wir sollten also, damit eine möglichst grosse Anzahl von uns überlebt, die Nahrung nach guten und schlechten Nahrungsverwertern jeweils unterschiedlich verteilen. Das ist gerecht und nützlich. Papperlapapp, mischt ein anderer sich ein: Das Entscheidende ist das zuverlässige Überleben der Gruppe, unabhängig von der Anzahl der Einzelnen. Nützliche Affen bekommen mehr, weniger nützliche weniger. Und nützlich und weniger nützlich machen sich nicht daran fest wie jemand Nahrung verwertet. Das Geld soll also hierarchisch nach Nützlichkeit verteilt werden, so dass die Nützlichen mehr werden und die weniger nützlichen weniger. Das ist gerecht, nützlich und effektiv. Das könnt Ihr nicht erst meinen, kommt noch einer der vielen nun anmarschierenden Affen zu Wort: Nur weil Ihr Euch jeweils Mund, Ohren oder Augen zuhaltet, könnt Ihr doch unmöglich übersehen, dass jeder ein Minimumanteil, einen Verwerteranteil und einen legitimen Nützlichkeitsbonus haben muss. Ich habe da mal ein paar Formulare vorbereitet…...

Und die Moral von der Geschichte: Die Diskussion unter den Affen wurde so ausladend, dass nicht mehr genügend Zeit war Nahrung zu beschaffen und alle verhungerten. So kam es dass diese Gruppe von Affen sich aus dem Genpool verabschiedete und dezidiert nicht zu unseren Vorfahren gezählt werden kann. Also nochmal!