Sonntag, 8. Februar 2015

Das Bewusstsein, das ist nicht das Gehirn und wir sollten vielleicht auch nicht so tun

Dieser Satz ist nicht der erste Satz, denn der nächste Satz ist es gewesen, der all die dann folgenden Zeichen flux nach sich zog und letztlich zu diesem nachträglich betitelten und maßlos abschweifenden, ins quasi unverständliche eklektisierende und vor sich hin mäanderden Text wurde, den ihr besser nicht lesen solltet, wenn ihr diesen nicht-ersten Satz hier nicht in einem und ohne zu Ruckeln durchlesen und wirken lassen konntet. Prost.

Bewusstsein, das ist nicht das Gehirn. Das sind Interferenzphänomene sozialer Gehirne, die auf sich selbst zurückwirken. Das ist natürlich weder das Gleiche noch dasselbe.

Wenn wir uns als Menschen mit unserem Körper gleichsetzen, oder mit einem bestimmten Organ, dann können wir das zwar machen, es ist intuitiv (wo schauen wir schließlich raus?) und deshalb schnell und robust konsensfähig. Aber die These ist, dass wir mit einem solchen Weltbezug nicht nur Möglichkeiten verschenken, sondern uns explizit in einem Blick auf uns und die Welt verlieren, der nicht nur nicht mehr, sondern konkret weniger Verstehens- und Handlungsspielraum zulässt, als wir dem Differenzierungsgrad unserer Gesellschaft schuldig sind.

Die Aufklärung hat uns diesbezüglich (also was die Ideen von Weltbezug betrifft) nicht nur ein neues politisches System beschert, sie hat in gewisser Weise mit Ihren Ideen der Verbreitung einer funktionalen Differenzierung in der Gesellschaft erst den Weg bereitet. Nun, seit der großen Zeit der Aufklärung scheint es eine Geschichte der mehr oder wenig er drastischen Rückschritte in Bezug auf die Ideale der Aufklärung zu sein.

Die abstrakten Modelle über „den Menschen“ in Europa und ihre Imperative, die bis heute schließlich mehr oder weniger Teil der rechtphilosophischen Grundlage unserer Verfassung sind, scheinen sehr nützlich in Bezug auf eine reichhaltige und friedvolle Gesellschaft zu sein, jedoch sind sie weniger robust konsensfähig, als z.B. weniger vorrausetzungsreiche intuitive Modelle „des Menschen“.

Man kann deutlich feststellen, dass der Weltbezug, das Weltbild, die Erkenntnistheorie, letztlich die jeweilige Antwort auf die Frage „Was ist der Mensch?“, mit der wir uns als Menschen in Kultur erscheinen, den größten Einschluss auf unser Leben hat. Denn wir haben als Bewusstseine nicht den Blick hinter unsere Weltbilder, mit denen wir uns jeweils zur Erscheinung bringen. Wir haben jeweils nur Zugriff auf unsere Gedanken und unser Gehirn. Trvial, aber in seinen Konsequenzen gewisserweise anti-intuitiv.

So, und die These, die hier probiert wird ist: Wenn wir uns mit unserem Körper (Gehirn) verwechseln, dann entstehen kulturell Einschränkungen, die unnötig und „schmerzhaft“ zu eng gefasst sind und zu alledem auch dem Forschungsstand widersprechend, Der da lange schon nur noch von Selbstreferenz, Prozessen, Interaktionen, Synchronisationen, letztlich von Aktivitäten spricht und nicht mehr von Dingen. Im Fokus der Forschung ist das Wie? und nicht das Was? Und das materielle Substrat, dass in seiner Aktivität ein Phänomen emergieren lassen kann, es ist quasi Medium für Formen von mehr oder weniger losen Kopplungen. Es ist nicht diese sich irgendwie synchrinisierenden Kopplungen. Und in diesem Sinne ist von Bewusstsein nicht als Gehirn zu sprechen, sondern als emergierende selbstreferentielle Prozesse auf sich selbst zurückwirkender sozialer Gehirne. Nicht Ding, sondern Prozess.

Die Kurzfassug: „Wir sind letztlich nur die Elektrochemie unseres Gehirns“ ist in diesem Sinne kaputt und es gilt Ihre „Intuitivität“ zu brechen. Was bei der Aufdringlichkeit unseres „naiven“ Weltbildes im kulturellen Default-Modus nicht ganz einfach scheint. Das Erleben, dass wir aus unseren Körper rausgucken in „die Welt“, die da so beschaffen ist, dass, würde jeder „richtig“ hinsehen, jeder erkennen müsste was man selber erkennt. scheint uns offensichtlich. Die Tatsache jedoch, dass wir in uns hinein, auf die Veränderungen unserer eigenen Strukturen gucken, auf Veränderungen, die im Dunkel irgendwo unter unserer Haut, nicht als „verändertes Ding“, sondern nur als „Prozess der Veränderung“ uns eine Welt konstruieren lassen, diese leicht nachzuvollziehende Tatsache blenden wir aus und spielen sozusagen unser Spiel als Figuren in einem aristotlischen Universum, in dem alles seinen ihm zustehden Ort hat, es „korrupte“ Zustände gibt, das Gute uns das Böse, usw., usw.

In einem Universum in dem jedes Teil seinen ihm zustehenden (zugestandenen), richtigen Platz hat (wenn auch noch nicht vollständig erkannt), gibt es entsprechend auch falsche Plätze für bestimmte Teile. Es gibt im Universum also etwas, dass nicht so sein sollte, aber so ist. Eine solche Perspektive gibt einen bestimmten Blick auf eine Welt frei. Ein anderer Blick, z.B.: Die Welt ist wie sie ist, wir sind Teil der Welt und wir müssen entdecken, bzw. aushandeln, was wie sein soll, gibt eine andere Perspektive (letztlich eine andere Welt). Und zwar eine, die nicht über einen vorherbestimmten Soll-Zustand definiert ist, an dessen Abweichungen man dann lernt (andere auf den rechten Weg zu bringen), sondern über einen kulturell geprägten selbstbestimmten interessegeladenen Willen (den wir Menschen nun mal haben) entdecken wir uns in einer Welt, die wir miteinander konstruieren und die unfassbare Möglichkeiten offeriert. Manchen scheint es Haarspalterei, die dann sagen, das sind eben verschiedene Perspektiven auf letztlich eine Welt. Aber Ihr merkt vielleicht schon, dass eine solche Aussage geprägt ist von einer Philosophie die sagt: Philisophie, Erkenntnistheorie ist was für Leute, die nichts besseres zu tun haben, z.B. praktisch etwas zu unternehmen. Dass man nicht keine Philosophie haben kann, sondern im Zweifel eine eben genannte und dass es nicht um verschiedene Blicke auf ein und dieselbe Welt geht, sondern, dass kulturell betrachtet, verschiedene Blicke, verschiedene Welten entstehen lassen, das will in einem solchen Fall dann nicht erkannt werden. Wie wir uns zu der, in jeder einzelnen Handlung unausweichlichen, Frage „Was ist der Mensch?“ oder besser noch „Wie werden Menschen?“ Verhalten, macht in jedem Moment einen Unterschied… immer wieder, immer wieder. In geschrieben und in ungeschriebenen Gesetzen. Und natürlich gibt es kein antipodisches Verhältnis zwischen Theorie und Praxis. Weil es eben keine Praxis ohne eine meinetwegen unbewusste oder selbstverständliche Theorie gibt und selbst Theorie über Theorien Praxis voraussetzen. Theorie und Praxis nimmt sich wechselseitig in Anspruch. Eben so wie Philosophie und Alltag auch keine Gegensätze sind, sondern sich wechselseitig voraussetzen, sich gar wechselseitig erzeugen.

In diesem Sinne gilt es Demut vor der vermeindlichen Trivialität des Alltags zu gewinnen. Einfach ist es nur, weil wir es uns einfach machen. Und das mit erheblichen Konsequenzen, wenn man die Bedeutung von unterschiedlichen Weltibildern und ihren Blickwinkeln in einer Demokratie berücksichtigt.

Die Abstraktion auf den Menschen bietet für viele eine gewisse Zumutung, denn als quasi Barbaren abtuend, kann man sich leicht von anderen Menschen distanzieren und seine eigene „Identität“ als letztlich edlen Ritter/in im Auftrag des Richtigen (vor der Realität) schützen. Der noch so Fremde ist aber als Mensch immer auch wie man selbst und man benutzt umso deutlichere verbale Abgenzung, um sich als einzelner Mensch von anderen zu unterscheiden…. wenn man denn seine Identität auf Abgrenzung aufbauen möchte. Was durchaus geht, aber natürlich und gottseidank nicht notwendig ist. Ich kann mich erkennen, indem ich mich abgrenze von der Welt, von anderen in der Welt. Oder ich kann mich erkennen als Teil einer Welt, die sich selbst beobachtet. Als Teil einer Welt, in der wir, dadurch, dass wir uns gegenseitig beobachten/behandeln mindestesn unsere „Lebenswelt“ zu 100% selbst konstruieren und zu verantworten haben, vor anderen Menschen.

Die Verfassung der Menschenrechte ist eine vernünftige (und trotzdem wichtige und ehrenswerte) Reaktion auf das Erkennen dieses Umstandes. Wenn man sich die heutige globale Wirtschaft und Weltpolitik anguckt, dann können wir wohl froh sein, dass wir die Verfassung der Menschenrechte schon haben.

Die öffentliche Meinung scheint heute (zumindest in der westlichen Welt) philosophisch gesehen auf einen relativ kruden Materialismus runtergekommen beklatscht zu werden. Bzw. entweder ist es Materialismus oder mehr oder weniger alberner reli- oder spiri-Kram. Es wird einem erzählt: Du (Das Bewusstsein) ist letztlich das Gehirn. Oder als Gegenprogramm wird mehr oder weniger verzweifelt und nicht ernstnehmbar von Seele oder Astralkörper gesprochen und das zurecht auch nur in überschaubarem privaten Rahmen. Offensichtlich ist das wenig hilfreich, denn das System den Materialismus, der einen Welt verträgt sich natürlich gut mit monotheistischen Religionen. Ein Gott, eine Welt. Da ist man schnell bei den wesentlichen Dingen arrangiert… nachdem man sich geeinigt hat wer für Welt und wer für den Glauben zuständig ist. Materialismus und Monotheismus scheinen wunderbar zusammenzupassen. Zu den „Kosten“, dass Gott in einer materiellen Welt eben zu einem Marvel-Character wird und die Welt in einem religiösen Kontext zu einem zu bekehrenden, bzw. zu bekäpfenden Sündenpfuhl.

Menschen die sich als Objekte (als materielles Ding, meinetwegen ein Gehirn) in einer vorgegebenen Welt zu beobachten, neigen eben dazu andere auch als solche zu betrachten, die gefälligst Ihren Platz einzunehmen haben. Man beobachtet sich und die anderen so nicht als Konstrukteur, sondern als Konsument von Welt (,der gefälligst seine Ruhe zu haben verdient hat). Und wenn man noch - sozusagen psychologisch - ein Kluft aufbaut zwischen Guten/Schlechten und Helfern/zu helfenden oder Wärtern/Gefangenen, dann provoziert das zusätzlich noch sehr unschöne Effekte in der Interaktion von Menschen (vgl. Stanford Prison Experiment).

Das scheinen mir zumindest vorläufig gute Indizien dafür, dass ein Zusammenhang zwischen Weltbild, Kultur, Menschenbild eigentlich u.U. das größte Thema überhaupt ist. Seit nicht irritiert, wenn ihr das wirr findet. Es ist wirr. Und ich wundere mich mal wieder wo ich angekommen bin nach was weiß ich wievielen Zeichen. So und jetzt mach ich erstmal Feierabend.