Sonntag, 24. Dezember 2023

Wenn ökonomische Bedürfnisse des Bürgers politisch gegen ihn verwendet werden

Der Tagesspiegel titelt: "Wie politisch ist Konsumverhalten?" (https://twitter.com/Tagesspiegel/status/1738811744909246658?t=CV8jYx96Xphf1sLXVOYpBw&s=19)

Interessant ist das, weil sich die Frage offensichtlich anders stellt: "Wie politisch sind Industrielle?" Das war doch in diesem Fall die Ausgangsfrage, die daraufhin Kauf- oder Nichtkaufentscheidungen auslöste. Es waren also die Reaktionen auf einen Industriellen, der das Geld, das er mit der Arbeit seiner Mitarbeiter und mit den Kaufentscheidungen seiner Kunden macht, für seinen individuellen politischen Einfluss in Deutschland einsetzt.

Dass der Tagesspiegel aber mit seiner Frage genau die gegenteilige Perspektive provoziert, die den Müller als Opfer von politischem Konsumverhalten erscheinen lässt, spricht für sich.

Etwas lässig formuliert, aber ich finde man könnte fast sagen: So wie in Deutschland politische Streiks juristisch nicht vom Streikrecht gedeckt sind, also der Arbeitnehmer nicht aus politischem Einflussbegehren heraus seinen konkreten Arbeitgeber bestreiken/benutzen darf, der ggf. gar nichts mit dem politischen Ziel zu tun hat, so könnte man argumentieren: Warum sollten Industrielle den Einfluss, den sie durch ihre Mitarbeiter und Kunden gewinnen, benutzen dürfen, um ihren individuellen politischen Zielen mehr Einfluss zu verschaffen, als ihn Mitarbeiter und Kunden haben?

Ich finde es mindestens nachvollziehbar, wenn nicht sogar wichtig, dass Bürger, wenn sie ihre ökonomischen Bedürfnisse politisch gegen sich verwendet sehen, dass sie ihre Kaufentscheidungen ändern. So sind politische Kaufentscheidungen quasi Notwehr gegen eine wirtschaftliche Korruption der Politik!