Sonntag, 1. Juli 2012

Situation versus Funktion

Meiner Erfahrung nach kann man bei der Programmierung des Netztes (besonders wenn man anderen dabei zusieht (Tutorials)), ebenso wie in der Raumfahrt oder in der Küche, zweierlei hervorstechende und offensichtlich unterschiedene Herangehensweisen an ein Problem erkennen.
Die eine scheint von einem Objekt her gedacht einen relativ situationsnah-spezifischen Umgang mit dem Problem zu forcieren; Und die andere denkt aus der Funktion heraus (und kommt vielleicht dem recht nahe das man heute Outofthebox-denken nennt). Das klassische Beispiel für die Raumfahrttechnologie ist das Problem, dass unter Schwerelosigkeit kein Schreibgerät funktioniert, dass - letztlich durch sowas wie hydrostatischen Druck - die Schwerkraft nutzt, um die Tinte in die Feder (oder die Kugel) zu bringen.
Die Anekdote geht in etwa so: Beide damaligen Grossmächte standen beum Lauf in den Weltall irgendwie vor dem gleichen Problem. Wie schreiben wir jetzt im All. Um es kruz zu machen: Die Amis haben mit immensem Aufwand eine Art "Druckluft"-Spezialkugelschreiber erfunden, der die Tinte unabhängig von der Schwerkraft in die Feder drückt. Die Russen haben einfach einen Bleistift genommen. Die eine Herangehensweise versucht das Problem aus der vorhandenen Situation heraus abzuleiten, möglichst Situationsnah und meist arg objektorientiert zu lösen, in dem etwas passend gemacht wird, ggf. etwas justiert wird (das meine ich hier btw garnicht so negativ). Die andere denkt und leitet von der Funktion her und sucht nach funktionalen Äquivalenten. Zwei völlig unterschiedliche Ansätze, mit völlig unterschiedlichen Folgeproblemen, die ein Problem auf einen Zweck hin reduzieren - und nur in diesem Sinne - äquifinal angehen.
Aber gibt es auch Unterschiede? etwa wenn man den gegebenen Zweck abstrahiert? Dazu habe ich bisher nur ein Gefühl und das sagt mir, dass eine funktionale Perspektive irgendwie klarer und undogmatischer auf mich wirkt (weil sie sich im Zweifel nicht so sehr um das Beibehalten von arbiträren Bedingungen kümmert. So ist sie letztlich quasi weniger dem Risiko aussetzt neurotisch zu werden. Aber das Gefühl sagt mir auch, dass ich jetzt gerademal aufhören sollte hier meine kruden Tippseleien gleich public zu setzen und ersteinmal Nachdenken sollte. (Ursprünglich Beitrag auf G+)