Montag, 15. April 2013

Die andere Seite des Was

Es ist nicht so , dass es Ambivlanezen einfach mal zwischendurch so gibt. Sie ergeben sich aus unserem Sprachgebrauch (ganz nach Wittgenstein), sind diesem sozusagen inhärent und letztlich der Grund warum wir überhaupt sinnhafte Zusammenhänge herstellen können.

Sprache lernen ist im Grunde nicht Worte als Bezeichnungen für etwas lernen, sondern es ist vielmehr Worte als eine Seite einer Unterscheidung behandeln lernen, die durch den impliziten Verweis auf eine andere Seite den Interpretationsspielraum eingrenzen sollen.

Die einfache Frage: "Was ist etwas?" zeigt sich so als relativ naiver Versuch die implizit mitwirkenden Faktoren einer jeden Unterscheidung zu ignorieren und "Etwas" dingfestzumachen. Dabei erliegen wir voreilig den Einflüsterungen der Sprache, die uns mit ihrer Trennung von Subjekt, Objekt und Prädikat deren Unabhängigkeit voneinander glaubhaft vermittelt (vgl. Gregory Bateson, Konrad Lorenz und viele andere die sich mit einer Theorie der Beobachtug beschäftigen). Die Abhängigkeiten, die sozusagen unter der Wasseroberfläche mitfahren müssen werden ignoriert (um quasi eine objektive subjektive Welt zu unterstellen, in der man gefälligst nur richtig hingucken brauch, um doch zu sehen was alle sehen....). Was ist ein Subjekt? Was ist ein Objekt? usw. sind Fragen, die in diesem Sinne auf die falsche Fährte locken. Wie schon Kant und die nach ihm Kommenden wussten sind die Wie-Fragen die interessanteren, weil bewusst und kommunikativ besser bearbeitbaren Fragen. Wie z.B. Maturana irgendwo erwähnt bringt es z.B. wenig für das Verständnis eines Lebewesen, selbst wenn ich seinen kompletten chemischen Ablauf komplett beschreiben kann. Denn Beschreiben ist nicht Erklären. Erklären kann ich erst, wenn ich die Organisation, das Wie, im Beispiel die Autopoiesis eines Organismus in einem Formalismus fassen kann, der die Probleme erzeugt, welche erklärt werden mögen. So wird auch deutlicher, dass Antworten keine Lösungen von Problemen sind, sondern das möglichst geschickte Erzeugen neuer Probleme.

Jetzt sagen viele ... ja... aber der Idealismus... wenn es nicht wirklich so funktioniert, wenn die Welt keine Einheit ist dann tun wir eben weiter einfach so als ob es das Absolute, die Einheit per se gäbe ... Sozusagen als quasi moralisch aufgeladene Kontrollillusion, bewusst eingesetzt sozusagen...für das Gute.

Nun berücksichtigt so eine Perspektive nicht, bis wenig, dass wir nicht nur passiv unsere Welt erleben und auf die ein odere andere Weise falsch darauf reagieren können.... Sondern sie ignoriert den Fakt, dass unsere Kommunikation, unsere Wahrnehmungen unsere Kognitionen, als unsere Fähigkeiten Unterscheidungen zu handhaben (nicht Ontologien zu verwalten) unsere Welt erst erzeugen, in der wir Orientierung gewinnen ... Dass also Unterkomplexitäten in der Herangehensweise nicht einfach Folgenlos in eine Errorsackgasse laufen; Sondern wiederum unsere Wahrnhemungen, Kommunikationen, pipapo. beeinflussen.

Wenn wir quasi ausschliesslich in hierarchisch geordneten Ontologien unterscheiden, dann erzeugen wir eine andere Welt, als würden wir gleichstark heterarchische Unterscheidungen beobachten. Wenn wir uns mehr darüber klar werden, dass quasi eine Bezeichnung immer nur die eine Seite einer Unterscheidung markiert und die meist nicht mit ausgesprochene andere Seite oft nur "unbewusst" als Interpretations-, als Einordnehilfe impliziert ist, und dass unser Verhalten als Kontext einer Kommunikation quasi die andere Seite des Was in einen Rahmen fassen kann, der uns hilft unsere Erwartungen und Erwartungserwartungen anschlussfähig zu halten, ... also: wenn wir uns mehr unsere gemeinsamen Routinen auf der anderen Seite des Was ansehen und auch diese mal explizieren (Um während dessen natürlich wiederum anderes implizieren zu müssen), dann könnte mehr auffallen, dass das Was kein Was ist, sondern als Wie sehr kontingent daherkommt; dass wir mit Was-Fragen provozieren die Reflexion auf die andere Seite von Unterscheidungen  zu vernachlässigen und damit unser rahmendes Verhalten in einen blinden Fleck zu legen; dass wir kommunikative Differnzierungsmöglchkeiten auslassen, betrachten wir die andere Seite des Was nicht. Vielleicht würden so wenigstens die atavistischsten Unterkomplexitäten in so mancher Kommunikation und in so manchem Denkprozess überbrückt werden können. Im Wittgensteinschen Sinne nämlich, als das wir mehr über unsere Wortverwendung nachdenken und nicht nur in hierarchischen Ontologien Definitionen aufeinanderprallen lassen sollten.