Samstag, 3. Mai 2014

Beobachtungen eines Theoretikers: Nicht-illokutionäre Performativität.

Wofür ich die Theorie der Kommunikation als dreiteiligen Prozess aus Information/Mitteilung/Verstehen so liebe, bzw. was sie so faszinierend macht - wenn man sich erst darauf eingelassen hat -, das ist, dass man mit Ihr Kommunikation über Kommunikation - so wie auf den Beitrag oben folgend -, in ihrer Sequenz, tatsächlich als Performativ beobachten kann, ohne dass sie im Prozess sozusagen illokutionäre Aspekte aufweist.

Selbst wenn Austin, John L. performative Kommunikation quasi definiert als illokutionäre Akte, sie letztlich also als durch Absicht geführte Akte beschreibt, und ich durch die unkonventionelle Verwendung beider Begriffe - performativ und illokutionäre - gerade drohe für den Fachmann eklektizistisch zu wirken, in der "Metakommunikation" besonders, aber auch in der Alltagskommunikation, die nicht sich selbst zum Thema hat, kann man mit der Theorie auf wundersame Weise sozusagen nicht-illokutionäre performative Kommunikation beobachten.
Was nicht heißen soll, dass die beteiligten keine Absichten zu unterstellen sind, aber eben nicht die, sich, wie in einem Theaterstück, gleichzeitig auf verschiedenen Ebenen selbst zu beschreiben (Oder vielleicht doch?). Nämlich - wenn man so will - einmal auf einer Ebene des direkten Textes, der Worte und Sätze zu einem Thema, der Sachlichkeit einzelner Sprechakte, das kann man einfach als intendiert beobachten und dementsprechend bekannt ist das Paradebeispiel performativer Kommunikation: "Hiermit erkläre ich Euch zu Mann und Frau." Nach diesen Worten sind Mann und Frau eben verheiratet, mit Absicht des Pastors, des Pfarrer, des Kapitän oder wer auch immer gerade als kompetent in Anspruch genommen wird ... und natürlich meistens auch mit der Absicht beider Eheleute (Aber auf die Eheleute bezieht sich ja der Begriff illokutionär im Beispiel nicht, sondern eben auf den "Verheirater". Der spricht mit Absicht die Ehe aus und erzeugt sie damit.

Nun meinte ich eben aber wie gesagt nicht-illokutionäre Performativität.
Und das ist so faszinierend zu beobachten. Nicht weil es wahr ist oder etwas wahres über die Kommunikation zum Vorschein bringt, sondern, weil es unter bestimmten Bedingungen Sequenzen von Sprechakten zu sehen gibt, die sich zwar im Nacheinander aufeinander beziehen, sich aber mehr oder weniger unbemerkt der Sprecher, im adhoc Prozess, trotz gleicher Begriffe dabei aber völlig unterschiedlicher "Begriffsgeschichten", nicht nur schlicht widersprechen, sondern auf zauberhafte Weise so aneinander vorbeireden, dass das Thematisierte auf eine dritte Weise ablesbar wird. Wie in einem Theaterstück in dem über ein Problem in der Kommunikation gesprochen wird und dabei das Problem von den beteiligten auf einer Metaebene nochmal erzeugt wird. Während noch geglaubt wird über etwas zu reden wird bereits auf einer Art nicht-intendierten "Darstellungsebene" die noch nicht thematisch generalisierte Abstraktion des Sprechaktprozesses erzeugt. Und in schönen Momenten kann scheinbar genau dadurch die potenzielle Kompatibilität der Sprechakte und Absichten im Prozess "vorab" entstehen, die für ein weiteres und dann bestenfalls voraussetzungsreicheres Verstehen von einander wiederrum Voraussetzung werden kann. (Kommentar zu +Klaus Kusanowsky, Google+ Beitrag.)