Dienstag, 27. März 2012

Was wir über die Welt wissen ...

Die Aussage Luhmanns, dass alles was wir über die Welt wissen, wir über die Massenmedien wissen, der kann man irgendwie nur schwer widersprechen. Insbesondere, wenn man unterstellt, dass er mit Massenmedien schlicht die jeweiligen Verbreitungsmedien ihrer Zeit meint. Jetzt kann man sagen: Natürlich weiss ich auch etwas über die Welt durch Kommunikation mit meinem Nachbarn. Dann übersieht man aber das Problem, dass Verbreitungsmedien in der Sprache der Soziologen nicht nur der Fernseher, der Kopierer, das Netz, what ever, sind. Sondern Sprache, Schrift, Buchdruck, usw. sind ebenfalls als Medien der Verbreitung von Kommunikation verstanden. Seien es willkürlich provozierte Luftdruckschwankungen durch die Bewegungen von Stimmlippen, sei es die Verwendung eines Stiftes und Papier, oder die eines vernetzten Rechners. Das Wesentliche ist, dass Verbreitungsmedien eine gewisse Latenz eines provozierten Musters im Medien erlauben, und so zwei operational völlig autonome Systeme auf sich aufmerksammachen können und eine gewisse Orientierung an etwas gemeinsam induzierten gleichzeitigem Dritten gewinnen können. Medien sind per Definition lose gekoppelte Elemente, die für eine bestimmte Zeit spezifische strikte Kopplungen einiger Elemente zulassen. Ein Mediem ist kein Ding, sondern eher sowas wie the "pattern which connects" im Sinne Gregory Bateson. Wenn wir Verbeitungsmedien, die allesamt etwas physikalisches Voraussetzen (Luft, Papier, Schaltungen) von den Erfolgsmedien im Sinne Luhmanns (auch schon Parsons) unterscheiden, dann wird vielleicht besser klar in welche Richtung man auch gehen kann, wenn man die einleitende Aussage ernst nimmt. Wir stossen auf die Tatsache, dass wir durch Wahrnehmung nicht sowas wie ein eigenes "Primärwissen" über die Welt erlangen können. Sondern: alles was wir wahrnehmen und bewerten bekommt den Rahmen für seine Bewertung aus den Kommunikationen, in die Bewusstseine inhärent eingebettet sind. Und durch das sich wechselseitige Medien und Form seien von Kommunikation und Bewusstsein und durch die Latenzdifferenzierungsfähigkeit (Gedächtis) von Bewusstsein entwickeln sich im Verlauf einer kommunizierenden Population mehr oder minder stabile Eigenwerte der Kommuikation im Sinne von Bedeutungen, die den Bewusstseinen immer nur vermittelt über Medien zugänglich sind. Das heisst eigenltich dass wir kein Weltwissen, sondern ein Medienwissen ausbilden und garkeine andere Chance haben Mitteilungen abzusetzen. Vielleicht ist das die Konsequenz der einleitenden Aussage. Dann stellt sich die Frage: ist es ein gesellschaftliches Problem, wenn das was wir so als Kultur produzieren (und das meint hier nicht den schöngeistigen Begriff, sondern die "Eigenwerte" eben alltäglicher und letztlich einziger realer Lebenswelt), nicht im Ansatz in der Lage ist zu reflektieren in welchem Zusammenhang ganz offensichtlich (siehe die psychologische und soziologische Literatur der letzten 30 Jahre) Bewusstsein und Kommunikation zueinander stehen, und dass uns noch ganz andere "Kränkungen" ins Haus stehen, als bloss die mit der Kugelförmigkeit des Planeten und den mit den Affen und Tieren. Und wie die benannten Enttäuschungen und Kränkungen zuvor, wird sie die Gesellschaft menschenfreundlicher machen (das wünsche ich mir zumindest und ich denke dafür gibt es gute Gründe). (ursprünglich Beitrag auf G+ )