Mittwoch, 5. Juni 2013

Geschäftsmodelle, Konsum und Politik

Geschäftsmodelle bedrohen unsere Grund- und Persönlichkeitsrechte und vor allem auch mögliche Freiheitsrechte. Es sind letztlich garnicht die Produkte selbst. Die richten den Schaden sozusagen nur indirekt an. Direkt ist es immer das dahinterstehende Geschäftsmodell, dass es überhaupt ermöglicht ensprechende Produkte auf entsprechende Weise zu produzieren (weil es ggf. von Banken finanziert und rechtlich nicht zu beanstanden ist).
Konsum ist also letztlich vielleicht die wirtschaftspolitischste aller Angelegenheiten. Weil wir keine Produkte kaufen, sondern mit dem Kauf eines Produktes das dahinterstehende Geschäftsmodell mit all seinen sozialen, biologischen, klimatischen usw. Konsequenzen bestätigen. Ob wir das wollen oder nicht.

Selbst wenn unsere Regierung/Opposition im Sinne des Gemeinwohls ihre Arbeit machen würde, die Verantwortungsimplikationen der individuellen Lebensführung, die Freiheit zu entscheiden, also Risiken einzugehen und mit eigenem Verhalten gesellschaftlich relevante Strukturen zu tragen oder auch nicht, die ist unumgänglich. Der Souverän ist also letztlich nackt. Er kann nicht anders als frei und damit selbstverantwortlich sein. Aber es macht u.U. einen Unterschied welche Art von Kleider wir ihm imaginieren. Oder anders: Jede Bevölkerung hat eben die Regierung und die Wirtschaft in den Kleidern, die es verdient, die sie sich vorstellen kann. Recht ist positives, gesellschaftlich konstruiertes Recht und Wirtschaft ist letztlich "positive Wirtschaft" (nicht aus irgendwelchen Naturgesetzten heraus). Das was wir Erwarten beeinflusst nicht nur das was wir wahrnehmen, sondern es bestimmt auch ganz konkret was politisch und wirtschaftlich als nächstes kommt.

In Bezug auf die Frage was wir von Regierung/Opposition erwarten scheint für mich ein Punkt besonders wichtig: Sehen wir es beispielsweise als primäre Augabe der Politik Gefahren vom Bürger und vom Gemeinwohl abzuwenden? Oder sehen wir es als primäre politische Aufgabe den Versuch zu machen mit dem Gemeinwohl im Schilde Einfluss auf Risiken individueller Lebensführung der Bürger zu nehmen. Eine solcher Ansatz gerät prinzipiell in Dauerkonflikt mit unseren Grundrechten, ja arbeitet diesen direkt entgegen weil es indirekt einen Widerspruch zwischen Grundrechten und Gemeinwohl impliziert. ... und so ist die letztere Perspektive vielleicht nicht das was man bestenfalls von Regierung/Opposition erwarten sollte. ( Wer hier die Unterscheidung zwischen Gefahr/Risiko mitgehen kann wird besser ahnen was ich meine.)